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Eine erfolgreiche Zahnarztpraxis erfordert Unternehmertum

von Dr. Oliver Desch

Der fachlich gute Zahnarzt, der kein Unternehmer ist, hat heute kaum mehr Chancen im Praxiswettbewerb zu bestehen. Schuld sind die immer komplexeren Herausforderungen im Praxisalltag.

Aus vielen Gesprächen mit Zahnärzten wissen wir als Praxisentwickler GmbH, dass Praxisinhaber oft von ihrem Bauchgefühl leben. Ob es der Praxis wirtschaftlich gut geht, ob neue Investitionen getätigt oder Mitarbeiter eingestellt werden, hängt vom eigenen Gefühl ab. Bis vor einigen Jahren sind die meisten Zahnärzte mit dieser Herangehensweise gut gefahren, da die Rahmenbedingungen für Zahnarztpraxen lange Zeit günstig waren.

Rahmenbedingungen für Zahnärzte haben sich verschlechtert

Aus wirtschaftlicher Sicht waren Zahnarztpraxen früher in der Tat Selbstläufer. Doch in den letzten Jahren hat sich der Markt und die Situation für Zahnärzte spürbar verändert:

Der Wettbewerb in Bezug auf die Praxisdichte war gering. Zudem waren die Erstattungen durch die Kostenträger, insbesondere im Zahnersatzbereich, ohne jegliche Selbstbeteiligung der Patienten. Gleichzeitig sind die Personalkosten massiv gestiegen. Auch mit den diversen Gesundheitsreformen kam kontinuierlich mehr Druck in das System. Zahnärzte mussten plötzlich über Geld mit ihren Patienten sprechen. Das lag und liegt nicht jedem, denn auf einmal war nicht nur die medizinische Kompetenz als Zahnarzt gefragt, sondern auch die kaufmännische. 


Komplexe Herausforderungen im Praxisalltag

Wer heute eine erfolgreiche Zahnarztpraxis führen will, muss sich nicht nur als Zahnarzt, sondern auch als Unternehmer begreifen. Manchmal verhärtet sich der Eindruck, dass Praxisinhaber heute sogar noch viel mehr Unternehmer als Zahnarzt sein müssten aufgrund der komplexen Herausforderungen im Praxisalltag. Im Alltag müssen sich Praxisinhaber mit diversen strategischen und wirtschaftlichen Entscheidungen befassen: Wie wirtschaftlich ist mein Unternehmen Zahnarztpraxis? Schöpfe ich alle Potenziale voll aus? Wie kann ich Personalentwicklung betreiben und mein Personal an meine Praxis binden? An welchen Stellen besteht Optimierungsbedarf, um meinen Praxiserfolg maximal zu steigern? Und wie kann ich meine Praxis für die Zukunft bestmöglich aufstellen?

Genau hier liegen aber aus unserer Sicht diverse Fallstricke für den Zahnarzt, denn Unternehmertum hat er an der Universität nie gelernt. In den meisten Fällen hatte er während des Studiums noch nicht einmal mit der GOZ oder dem BEMA Berührungspunkte. Damit fehlt jungen Zahnärzten bereits die Grundlage der zahnärztlichen Kalkulation. Von allgemeinen Kosten der Praxis, Mindestumsätzen etc. wollen wir hier noch gar nicht sprechen.

Studium bereitet nicht ausreichend auf den Praxisalltag vor

Im Grunde verlässt der Zahnarzt die Uni als hochqualifizierter Behandler – ohne jegliche Wissensgrundlage, wie er als Unternehmer bestehen kann. Verglichen damit wird jeder Auszubildende der Handwerksberufe kaufmännisch besser auf das Berufsleben vorbereitet. Hier muss die universitäre Lehre zukünftig dringend auch das betriebswirtschaftliche Grundlagenwissen in den Blick nehmen.

Von allen Seiten wird erwartet, dass der Zahnarzt in der eigenen Praxis als Unternehmer agiert. Das fängt mit der finanzierenden Bank an, die häufig einen Businessplan für die Niederlassung erwartet. Im weiteren Verlauf bietet die Bank bei positivem Bescheid eine Finanzierung an, die der Zahnarzt im Zweifel gar nicht versteht. Hier hilft unter Umständen der Steuerberater, dessen Handeln der Zahnarzt häufig auch nur durch Vertrauen absichert.

Der Zahnarzt ist heute Personalchef, Stratege und Kommunikationsprofi

Ist die Praxis dann eröffnet, wird der Zahnarzt gleichzeitig zum Personalchef, Chefstrategen, Entscheider und Kommunikationsprofi – und damit haben wir vermutlich noch nicht einmal alle Verantwortlichkeiten erfasst. Allen Themen gemein sind aber die wirtschaftlichen Auswirkungen bei „falschen“ Entscheidungen.

Es ist also von zentraler Bedeutung für den Zahnarzt, sich den wirtschaftlichen Herausforderungen in der eigenen Praxis zu stellen. Oft ist dabei eine objektive Unterstützung von außen ratsam.

Das fängt zum Beispiel bei der Kalkulation des PZR-Preises oder der MKV-Füllung an, geht über die Analyse von Kostenstellen und Honorarstundenumsätzen weiter, bis hin zur Mitarbeiterprovision und Liquiditätsplanung. Natürlich fehlt hier häufig das Know-how, das aber über etablierte und erfahrene Berater reingeholt werden kann. Dazu zählen aus unserer Sicht ein erfahrener Finanzexperte, ein spezialisierter Steuerberater und ein Praxisberater mit entsprechender Expertise, die im Idealfall als Team die Interessen des Praxisinhaber vertreten und mit ihm ein nachhaltiges und erfolgreiches Praxiskonzept entwickeln. 

Gute Zahnärzte müssen auch gute Unternehmer werden

Insofern ist es vielleicht übertrieben zu behaupten, dass der Zahnarzt heute mehr Unternehmer als Zahnarzt sein muss, aber er muss für einen erfolgreichen Praxisbetrieb aus beiden Welten möglichst viel mitbringen. Der gute Zahnarzt, der kein Unternehmer ist, hat heute kaum Chancen im Wettbewerb zu bestehen. Der gute Unternehmer, der aber kein guter Zahnarzt ist, vermutlich auch nicht.

Auch wenn sich die Marktbedingungen für Zahnärzte in den letzten Jahren verschlechtert haben, kann das Betreiben einer Praxis oder die Praxisneugründung mit ausreichend Blick über den medizinischen Tellerrand hinaus weiterhin wirtschaftlich sehr erfolgreich sein.


Über den Autor

Zahnarzt Dr. Oliver Desch ist Geschäftsführer der Praxisentwickler GmbH, einem Unternehmen der synMedico Gruppe. Die Praxisentwickler GmbH ist ein Beratungsunternehmen, das sich auf die Beratung und Begleitung von zahnärztlichen Praxen spezialisiert hat. Mit seinem 14-köpfigen Team begleitet er bundesweit Praxen auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmen. Seine eigene Erfahrung als Zahnarzt hilft ihm, zahnarzttypische Ablauf- und Behandlungsprozesse schnell zu verstehen. Ein Schwerpunkt seiner Beratung liegt in der Prozessoptimierung durch Digitalisierung mit Hilfe von infoskop®. Sein Ziel: Zahnarztpraxen nachhaltig wirtschaftlich zu gestalten.

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